Der Schimpanse von Herrn Lesch hieß Gustav.
Wie in Gustav Streeseman.
Und das nicht einfach so, sondern weil Gustav Streeseman viel für die Beziehung zu Frankreich getan hat. Dafür bekam er sogar den Friedensnobelpreis und kam auf eine Briefmarke.
Gustav, der Schimpanse, war auf keiner Briefmarke.
Und einen Friedensnobelpreis hatte er erst recht nicht.
Hätte er auch nicht gewollt, wenn man ihn gefragt hätte.
Aber er hatte einen Freund namens Jaques und weil er damit ein Freund der Franzosen war, hatte Herr Lesch beim Namen keine Wahl.
Herr Lesch und sein Schimpanse wohnten zusammen in einer bescheidenen vier Zimmerwohnung im dritten Stock. Das war so nicht geplant, aber Herr Lesch hatte Gustav von klein auf mit der Flasche großgezogen und ihn auch immer mit auf die Arbeit genommen. Und dann blieb Gustav einfach bei Herrn Lesch wohnen.
Meistens blieben die beiden abends und am Wochenende einfach zu Hause.
Herr Lesch arbeitete auch am Wochenende und nahm sich ab und an Arbeit mit nach Hause.
Herr Lesch konnte nicht gut abschalten, seine Arbeit ging ihm über alles.
Herr Lesch und sein Schimpanse schauten oft fern und aßen dazu Bananenmüsli oder leckere Fruchtgummibärchen. Das mit den Gummibärchen konnten sich die beiden nicht erklären, aber die Welt ist nun mal wie die Welt ist.
Und die Bananen, na Bananen halt, irgendwie vorhersehbar.
Bud Spencer und Terence Hill Filme schauten sie sich am liebsten an. Wenn sich die beiden Helden durch die Menge prügelten, da lachten Herr Lesch und Gustav und machten dazu gerne Luftfaustkämpfe.
Gerne sagte Herr Lesch dann auch mach Sätze wie „Jaja Gustav, so ist die Welt“ oder „Siehste Gustav, ohne Gewalt geht irgendwie nix unter den Menschen.“
Manchmal tranken sie auch ein Bier dazu, aber nicht zu oft, denn Gustav vertrug Bier nicht so gut.
Irgendwas schlug ihm dann auf den Magen und nachdem Gustav zweimal auf den Teppich gebrochen hatte und einmal besoffen auf dem Klo eingeschlafen war, hatte Herr Lesch die Ration streng reguliert.
Eines Tages nahm Herr Lesch seinen Gustav wie immer mit auf die Arbeit ins Labor. Dort saß Gustav dann auf seinem gewohnten Platz und wartete auf den Feierabend.
An diesem Tag war allerdings etwas anders.
Gegen Mittag öffnete Herr Lesch viel zu früh die Tür von Gustavs Zelle und setzte Gustav vor sich auf den Tisch.
„So Gustav“, sagte Herr Lesch. „Heute ist Dein großer Tag“.
Fragend schaute Gustav Herrn Lesch an.
„Die Welt ist, wie die Welt ist, Gustav. Und Forschung und Arbeit gehen vor“, sagte Herr Lesch.
„Tut mir leid“, fügte er nach 2 Sekunden hinzu und zog die Spritze auf.